Kölner Architekturpreis wirkt aus der Zeit gefallen

Kölner Architekturpreis wirkt aus der Zeit gefallen

Blog zu Bauen. Wohnen. Stadtentwicklung in Köln

Dr. Günter Bell, Stadtplaner und Sozialwissenschaftler, Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE. im Rat der Stadt Köln, kommentiert hier privat.

Anfang der Woche wurde der vom BDA Köln, Kölnischen Kunstverein, Deutschen Werkbund NW sowie dem Architektur Forum Rheinland getragene Kölner Architekturpreis verliehen.

In seiner Festrede warnt der renommierte belgische Architekt und Stadtplaner Leo van Broeck vor „a complete global ecosystem collapse“. Aber ausgezeichnet werden vier Neubauten, so als gäbe es die Diskussion über eine Bauwende gar nicht.

Einzig der Umbau einer Wohnung in einer Großstruktur der 1970er Jahre (Architekt*in: Demo Working Group; Bauherr*in: Nancy Pofahl) entspricht den Anforderungen van Broecks. Der Umbau zeige „auf herausragende Weise, welche Qualitäten sich in den Sozialwohnungsbauten der 1970er-Jahren verbergen können“ und sei eine „Motivation zum Erhalten, Sanieren und Umbauen“ – so die Jury.

In einer Zeit, in der das Einfamilienhaus als Bautypologie aus guten Gründen in Frage gestellt wird, gelangen weiterhin in großer Zahl eben solche Einfamilienhäuser auf die Vorschlagsliste für den Architekturpreis. Und in einer alternden Gesellschaft, in der es einen krassen Mangel an barrierefreien Wohnungen gibt, wird bei der Vergabe der Auszeichnungen und Anerkennungen auf die Barrierefreiheit augenscheinlich wenig Wert gelegt.

Zu Recht freuen kann sich die Stadt Köln: Zwei Bauvorhaben der oft gescholtenen Gebäudewirtschaft – die Erweiterung Kaiserin-Augusta-Schule und der Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln und des Rheinischen Bildarchivs – wurden ausgezeichnet. Zudem erhielt der Neubau der Mensa der Bildungslandschaft Altstadt-Nord eine Anerkennung.

Foto: © Sebastian Schels Erweiterungsbau Kaiserin-Augusta-Schule

Kölner Architekturpreis 2024 – Kölner Architekturpreis (koelnerarchitekturpreis.de)

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