Klimaziele sind bei steigender Wohnfläche nicht erreichbar

Klimaziele sind bei steigender Wohnfläche nicht erreichbar

Dr. Günter Bell, Stadtplaner und Sozialwissenschaftler, Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE. im Rat der Stadt Köln, kommentiert hier privat.

Ende 2022 war in NRW jede Wohnung im Durchschnitt 91 qm groß; jeder*jedem Einwohner*in stehen damit rechnerisch 46 qm Wohnfläche zur Verfügung – das teilte jüngst das statistische Landesamt mit. Damit hat sich in den letzten zwei Jahren sowohl die durchschnittliche Wohnungsgröße weiter erhöht, als auch die Wohnfläche, die jeder*jedem Einwohner*in zur Verfügung steht.

Auf einem angespannten und teuren Wohnstandort wie Köln sind die Wohnungen mit im Durchschnitt 77 qm zwar kleiner als im Landesdurchschnitt, aber selbst hier ist die durchschnittliche Wohnungsgröße weiter angestiegen: um 1,4 Prozent gegenüber Ende 2020.

Dabei ist eine Umkehr bei der Wohnflächenentwicklung zwingend erforderlich, soll das Ziel einer Halbierung der CO2-Emissionen des Gebäudesektors bis 2030 erreicht werden, denn aktuell frisst die steigende Wohnfläche erzielte Einsparungen wieder auf.

Maßgeblich für diese Entwicklung ist der anhaltende Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern. Dieser Irrsinn muss gestoppt werden, sonst läuft die Energiewende ins Leere.

Die Alternative zum flächenfressenden Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern ist zum einen ein qualitätsvoll gestalteter Geschosswohnungsbau, zum anderen eine konsequente Nutzung der Bestände.

Ein im Auftrag der Stadt Köln von der empirica ag 2020 erstelltes Gutachten zur Ermittlung des künftigen Wohnungsbaubedarfs und der Wohnungsnachfrage in Köln bis 2040 kam zu der Einschätzung: In wachsendem Maße werden in Köln Einfamilienhäuser der Senior*innen-Haushalte auf den Markt kommen. Wenn in diesen Beständen der Generationswechsel hin zu jungen Familien gelingt, „reicht der heutige Einfamilienhausbestand … bis 2040 weitgehend aus“. (https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=795682&type=do)

Warum werden in Köln aber weiterhin neue Ein- und Zweifamilienhaus-Gebiete ausgewiesen – wie es aktuell beispielsweise in Rondorf Nord-West in großem Umfang geschieht?

Solche Projekte müssen gestoppt werden. Entschiedenes Umsteuern in der Baulandpolitik ist zwingend. Sonst wird die Klimakatastrophe unvermeidbar sein.

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