Geschichten über Arbeit und Organisierung aus erster Hand

Geschichten über Arbeit und Organisierung aus erster Hand

Erschienen in: Z 129, S. 221-222

Mark Richter, Levke Asyr, Ada Amhang, Scott Nikolas Nappalos (Hg.) Spuren der Arbeit, Geschichten von Jobs und Widerstand, Verlag Die Buchmacherei, September 2021, 260 Seiten, 14 Euro

Mit dem im Verlag Die Buchmacherei erschienenen „Spuren der Arbeit“ liegt ein Buch vor, in dem Arbeiter*innen ihre persönlichen Geschichten erzählen und über ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz berichten. Das Buch erschien erstmals 2013 in den USA. Die Beträge sind überwiegend dem Online-Projekt Recomposition[1] entnommen. Viele der 23 Autor*innen sind bei den „Industrial Workers of the World“ (IWW) organisiert. Die deutsche Ausgabe wurden um drei Texte aus dem deutschsprachigen Raum und eine Diskussion der Herausgeber*innen des Buches mit Mitgliedern des ehemaligen Redaktionskollektivs von Recomposition ergänzt.

Der Text ist in drei Abschnitte gegliedert: Widerstand, Zeit, Schlaf und Träume. Widerstand berichtet über den Versuch, Probleme bei der Arbeit zu beheben, und über kollektive Lehren, die sich aus diesen Kämpfen ziehen lassen. Zeit befasst sich mit der Welt der Arbeit, mit allem, was sie von uns verlangt und auch wegnimmt. Schlaf und Träume handelt davon, wie die Arbeit in unser Leben eindringt und uns sogar bis in unsere Träume verfolgt.

Keiner der Texte in dieser Sammlung wurde von Profis verfasst, keine*r der Autor*innen verdient seinen Lebensunterhalt mit Schreiben. Es sind authentische Texte über die Frustration bei der Arbeit und die Aussichten für eine Organisierung. Über Arbeitskämpfe, Wege, sich zusammenzuschließen und sich dem zu widersetzen, was das Management will. Über Bemühungen, dem täglichen Trott zu entkommen, und über das Recht, wütend zu sein. Über Schlafmangel und über die Arbeit, die dir nach Hause folgt und dir den Schlaf raubt.

Alles in allem eine wirklich eindrückliche und lesenswerte Zusammenstellung, die die vier Herausgeber*innen der deutschen Ausgabe allen Kolleg*innen gewidmet haben, „die in ihrer Praxis Feminismus, Antirassismus und Klassenkampf miteinander verbinden und über den kapitalistischen Realismus … hinaus bereits heute am Aufbau einer neuen Welt in der Schale der alten beteiligt sind.“

Hans Günter Bell

  1. Das Online-Projekt Recomposition wurde von einem Kreis von Mitgliedern der IWW in den Vereinigten Staaten und Kanada gegründet. Die Website enthält Erzählungen aus der Sicht von Arbeiter*innen, Reflexionen, politische Theorie, Diskussionen über linke Strategie und Geschichte. Das Projekt wurde mittlerweile eingestellt.
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